Wenn die Tage kürzer werden und der Herbstwind durchs Münsterland weht, dann weiß ich: Jetzt ist wieder Oktoberfestzeit. Und ja – auch bei uns! Zwar verbinden viele die Wiesn sofort mit München, Lederhosen und Maßkrügen, aber wer einmal das Oktoberfest in Münster besucht hat, der weiß: Auch hier geht’s richtig zur Sache. Riesenzelt, Musik, Bier, Stimmung – und natürlich: Fleisch. Überall Fleisch. Schnitzel, Bratwürste, Hendln – die Klassiker stapeln sich auf den Tellern, während man als Veganer*in froh sein kann, wenn man irgendwo eine Brezn ergattert.
Nicht, dass es mich persönlich betroffen hätte - ich meide solche Massenveranstaltungen, auf denen man fröhlich sein muss. Sie sind nicht meins. Aber mich bringt das prinzipiell etwas auf die Palme. Nicht, weil ich irgendjemandem sein Hendl neide – wirklich nicht. Wer Fleisch essen will, soll das tun. Muss jeder selbst mit seinem Gewissen vereinbaren, ich kann leider keinen dazu zwingen es nicht zu tun (auch wenn ich das nur zu gerne täte). Aber diese Selbstverständlichkeit, mit der bei manchen Festivitäten Fleisch serviert wird, während pflanzliche Alternativen quasi unsichtbar sind – das nervt mich. Noch mehr nervt mich nur die große Aufregung um Namen: „Ein veganes Schnitzel darf nicht Schnitzel heißen!“ oder „Wurst ist nur Wurst, wenn Fleisch drin ist!“ – solche Sprüche fallen auf dem Fest bestimmt so oft wie das Prosit der Gemütlichkeit.
Aber mal ehrlich: Was ist ein Schnitzel denn eigentlich? Für mich ist es keine Glaubensfrage, sondern eine Zubereitungsart. Etwas wird mariniert, paniert, gebraten, und am Ende ist es außen knusprig und innen saftig. Punkt. Ob das jetzt Schwein, Seitan oder Blumenkohl ist – das sollte doch jedem selbst überlassen sein. Und damit wären wir bei meinem Experiment gelandet: dem Blumenkohlschnitzel – oder, wenn man es genau nimmt, sogar einem Blumenkohl-Hendl.
Blumenkohl-Schnitzel
Die Idee kam mir als ich unsere Wochen-Gemüseeinheit abgeholt habe, wo ein Blumenkohl so schön und frisch dalag, und ich auf dem Nachhauseweg ganz viele Menschen in Lederhosen und Dirndl gesehen habe. Statt ihn wie sonst zu pürieren oder als Beilage zu machen, dachte ich: Warum nicht ein kleines Festtagsgericht daraus zaubern? Wenn’s schon auf dem Oktoberfest für Veganer*innen nichts Deftiges gibt, dann eben bei mir zuhause.
Die Zubereitung ist einfacher, als es klingt. Für das Schnitzel schneide ich den Blumenkohl in dicke Scheiben – so bleibt er stabil und lässt sich wunderbar marinieren. Meine Marinade ist kräftig und deftig: ein bisschen Sojajoghurt, Paprikapulver, Rauchsalz und für eine ganz und gar untypische Geschmacksabzweigung nehme ich Kreuzkümmel und Ras el Hanout. Wer es lieber klassischer und schneller mag, der nimmt einfach ordentlich Hähnchenwürzer. Danach kommt der Trick, von dem ihr bestimmt gehört habt und der das Ganze auf eine ganz neue Ebene hebt: Reispapier.
Reispapier kennt man normalerweise von Sommerrollen, aber beim Braten verwandelt es sich in eine goldbraune, knusprige Hülle, die richtig „Biss“ hat. In der Regel wird es als veganer Ersatz für die Hähnchenhaut genommen. Ich mag solchen nachgemachten Fleischalternativen nicht, aber das Reispapier hat einen Vorteil. Umwickelt man damit den Blumenkohl, bekommt man eine Hülle, die den Blumenkohl mit der Gewürzsoße gut zusammenhält. Getoppt mit veganem Reibekäse ist die Ummantelung des veganen Schnitzels dann zwar vollkommen am Thema "Schnitzel" vorbei, aber erstens schmeckt es gut und zweitens kommt es dann dadrauf auch nicht mehr an ;-)
Bist du eher der Typ "klassische Panade"? Dann kann ich dir nur dieses vegane Schnitzel mit krosser Cornflakespanade empfehlen.
Blumenkohl-Hendl
Für alle, die eher Lust auf ein Hendl haben: Da muss man den Blumenkohl nicht in Scheiben schneiden, sondern einfach halbieren. Die Hälften sehen fast schon von selbst nach halben Hähnchen aus. Auch hier: Marinade drauf, Reispapier drum, ab in den Ofen – fertig ist das vegane Hendl, das bestimmt für Gesprächsstoff am Tisch sorgt. Ob wohlwollend oder anklagend sei mal dahingestellt.
Was ich daran so liebe: Dieses Gericht ist nicht nur eine pflanzliche Alternative, sondern eine echte kleine Rebellion gegen die Fleischlastigkeit auf unseren Volksfesten. Ich hole ich mir mein eigenes kleines Oktoberfest-Highlight einfach nach hause auf den Teller. Ganz ohne schlechtes Gewissen, dafür mit genauso viel Genuss.
Und wenn mich jemand fragt, warum ich mein Gericht Schnitzel oder Hendl nenne, dann sage ich: Weil’s genau so schmeckt, wie es klingen soll – deftig, knusprig, festlich. Egal ob Münster oder München: Eine Brezn reicht mir nicht. Ich will ein richtiges Festmahl. Und das gibt’s mit Blumenkohl allemal.
Und wer noch einen richtig triftigen Grund braucht um auf richtiges Hähnchen zu verzichten, der sollte auf jeden Fall einmal schauen wie es in solchen Betrieben zu geht:
Das übliche Grauen in den Ställen von WIESENHOF
Sadismus! Hühner zerquetscht und aufgespiesst
Brutales Ausstallen
Zutaten
Mengen für ca. 4 Personen
- 400 gSojajoghurt, ungesüßt
- 2 TLSalz
- 0.5 TLRäuchersalz
- 1 TLPaprikapulver, edelsüß
- 1 TLKreuzkümmel
- 3 TLRas el Hanout
- 3 ELOlivenöl
- 2.5 ELZitronensaft
- 1400 gBlumenkohlröschen
- 1 PKReispapier
- 100 gveganer Reibekäse
- 1400 gBlumenkohlröschen
- 1 TLKreuzkümmel
- 3 ELOlivenöl
- 1 TLPaprikapulver, edelsüß
- 3 TLRas el Hanout
- 1 PKReispapier
- 0.5 TLRäuchersalz
- 2 TLSalz
- 400 gSojajoghurt, ungesüßt
- 2.5 ELZitronensaft
- 100 gveganer Reibekäse
Zubereitung
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Blumenkohl vorbereiten
Die Blätter vom Blumenkohl abschneiden, den Kohl waschen und trocken tupfen und in ca. 2 cm dicke Scheiben schneiden.
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Deftige Soße
Für die Soße die Tomaten waschen, vierteln, den Strunk entfernen und den Rest klein schneiden. In ein hohes Gefäß geben und mit dem Stabmixer pürieren. Die restlichen Zutaten hinzufügen, gut durch mixen und abschmecken. Es sollte schon kräftig gewürzt sein.
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Blumenkohlschnitzel zubereiten & backen
Ein Backblech mit Papier auslegen. Einen großen Teller mit Wasser füllen. Zwei Reispapierblätter durch das Wasser ziehen bis sie weich sind, etwas überlappen auf der Backpapier legen, und großzügig mit der Soße einpinseln. Eine Scheibe Blumenkohl drauf legen und auch diesen kräftig mit Soße bepinseln. Ein weiteres Reispapier befeuchten und wenn es weich ist auf den Blumenkohl legen. Zum Schluss die überstehenden Ränder der unteren Papiere über das obere legen und so den Blumenkohl verschließen. Einmal die komplette Oberseite mit Soße bepinseln und mit veganen Käse bestreuen. Mit den restlichen Scheiben ebenso verfahren.
Im Ofen auf 180 Grad Ober- / Unterhitze 50 - 60 Minuten backen bis der Blumenkohl je nach Geschmack bissfest, bzw. gar ist.
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Schnitzel-Variationen
Wenn du den Blumenkohl als größeres Stück lieber magst, dann kannst du auch die „Hendl“-Variante, statt des Schnitzels wählen. Dazu teilst Du den Blumenkohl in zwei Hälften und gehst etwas großzügiger mit dem Reispapier und Soße um.
Sollte eine Scheibe zerfallen oder du noch Reste übrig behalten, so kannst Du sie einfach in eine Auflaufform geben und im Ofen backen.
